Eine kleine Gartengeschichte: Vom Minimalismus-Konzept zum Pollinator-Funpark
Meine kleine Gartengeschichte….
Vom Minimalismus-Konzept zum Pollinator Funpark
Wer mir auf
Instagram schon länger folgt, weiß, dass ich meinen kleinen Garten sehr liebe.
Nun hat die Gartengestalterin Sadhana Kraus, von
flowerpowergarten.de in ihrer Blogparade nach
„Eurer schönsten Gartengeschichte“
gefragt. Falls ihr wissen möchtet, was eine Blogparade ist, findet ihr hier mehr Informationen. Es ist eine Themensammlung, bei der Blogger sich gegenseitig zum Schreiben inspirieren und vernetzen, eine feine Sache also, um Verbindungen zwischen Menschen zu knüpfen. Aber zurück zu Sadhanas Frage nach meiner Gartenschichte. Ich wollte gerne teilnehmen weil ich sehr gerne einmal detailierter über die Geschichte meines Gartens schreiben wollte, denn schließlich hat der Blog sogar eine eigene Rubrik: „…and some greens!“ aber ich komme leider so selten dazu darüber zu schreiben. Mein Garten ist wirklich klein, gerade mal 110qm, das ist normal in den Neubaugebieten im Umland von Stuttgart. Aber ich habe großes Glück gehabt, denn während hinter unserem Haus ein großes Wohngebiet liegt, geht der Blick auf der Südseite über eine große Wiese frei auf einen Waldrand, Fuchs und Reh inklusive.
Neuer Text
Okay, Heike,
aber was sind denn bitte Pollinators?
Vielleicht sollten wir erst einmal klären, was sich hinter dem lustig klingenden Begriff „Pollinator“ verbirgt. Zu Deutsch "Bestäuber"… und man könnte den im Englischen sehr gebräuchlichen Begriff "pollinator friendly" einfach mit bienenfreundlich oder insektenfreundlich übersetzen. Eine Umgebung, zum Beispiel ein Garten, der sich durch eine hohe Diversität an Pflanzen auszeichnet, die Bienen, Hummeln und anderen nektarsaugenden Insekten über den Jahreskreislauf mit Pollen und Nektar versorgt, sowie Wasser, Verstecke und Brutplätze anbietet.
Als mein Garten vor etwa 15 Jahren entstand, war ich gerade in meiner Bauhaus-Minimalismus-Phase. Wir hatten zwar nie „Schotterbeete“ aber der Garten bestand quasi aus schlichtem Grün in allen Nuancen und Texturen: Gräser, noch mehr Gräser, einige weiße Bauernhortensien (die im Gegensatz zu den Tellerhortensien nichts für die Insekten tun) Rasen, Buchs und eine Hainbuchenhecke. Mein Mann wäre auch gerne bei dieser schlichten Kombi geblieben, ihm reichte und reicht bis heute schlichtes Grün. Und während meine Kinder klein waren, fehlte mir die Zeit mir mehr Gedanken über den Garten zu machen. Ich dachte mir auch, dass die große Wiese vor dem Haus genug für die Insekten tut. Aber das war natürlich schon etwas begrenzt gedacht.
Irgendwann so vor zehn Jahren etwa habe ich dann den Film: „More than Honey“ gesehen und die Sensibiltät für das Thema Bienen und Bestäuber war geweckt.
Stück für Stück begann ich Beete anzulegen, die aus mehr als nur Gräsern bestanden und dabei besonders darauf geachtet, dass zu jeder Jahreszeit Angebote für Bienen und Bestäuber blühen. Das beginnt schon im frühen Frühjahr mit den Christ- und Lenzrosen, gefolgt von unzähligen Tulpen, Narzissen und anderen Zwiebelpflanzen bis zum ersten Gartenhöhepunkt: Der Blüte der Iris an meinem kleinen Wasserbecken. Dann folgen die vielen Alliums und dann der zweite Höhepunkt: die Rosen im Hochbeet. Inbesondere die Beetrose Constanze Mozart kann ich sehr empfehlen. Sie blüht nach einem ersten Blütenfeuerwerk den ganzen Sommer über und hat auch kein Problem damit, dass ich sie in ein Kortenstahl-Hochbeet gepflanzt habe. Auch der Blutweiderich, der echte Salbei und verschiedene Ziersalbei-Arten blühen den Sommer über und die Kupferfelsenbirne trägt ihre Beeren für die Vögel. Im Juli kommt dann der Ysop zur Blüte, ein absoluter Magnet für Bienen und Hummeln in Zucht und Wildform, ebenso wie verschiedene Thymiansorten, beide Arten kommen auch gut mit der Hitze klar. Und dann kommen die Dahlien als dritter Höhepunkt. Ich achte darauf, dass ich neben den großen überzüchteten Tellerformen, über die ich mich in der Vase - aber auch im Garten - so sehr freue auch zahlreiche einfache Dahlienarten im Garten habe, denn diese offenblühenden Arten sind eine attraktive Nektarquelle für die Bestäuber. Anemonen und einige Einjährige ergänzen den Garten. Später im Jahr kommt dann noch die Bartblume, und wenn ich Glück habe - und die Bienchen auch - blüht der Ysop ein zweites Mal. Und im Spätherbst kommen dann wieder die Christrosen… so habe ich das ganze Jahr Freude an Blüten im Garten. Wenn ihr euch jetzt fragt, wie ich das auf 110qm unterbekomme, ist die Antwort einfach. Ich arbeite mit Kübeln. Die Dahlien lösen die Tulpen in Pflanztrögen ab, die Einjährigen werden zwischenrein ausgewechselt, etc.
Die Hainbuchenhecke ist für sich genommen ein "Mini-Biotop". Dadurch dass die Hainbuche im Winter ihr Laub nicht verliert sondern die Blätter sich zusammenrollen und erst im März abfallen, finden dort unglaublich viele Marienkäfer und andere Insekten Unterschlupf. Ich habe außer in den ersten Wochen des Frühlings nie Probleme mit Blattläusen. Wenn die Marienkäferlarven im Juni schlüfpen ist es vorbei mit den Blattsaugern auf meinen Rosenknospen... die kleinen Käferlarven leisten ganze Arbeit!
Und tatsächlich haben sich mit der Zeit zahlreiche Tiere im Garten eingefunden. In unserem kleinen Teich vermehren sich Bergmolche und Kröten und in manchen Jahren taucht ein kleiner Frosch auf. Wir haben Eidechsen im Garten. Ein Insektenhotel und ein Steinhaufen sorgen für Unterschlupfe und in der Hainbuchenhecke brüten jedes Jahr Amseln. Häufig zu Gast ist auch ein Grünspecht, den ich besonders mag und ein Rotkehlchen. Ein sehr selterner Gast ist das Mauswiesel. Dieser kleine Kerl ist definitiv das selbstbewussteste Tierchen, das ich je gesehen habe. Nur 15 cm lang, ohne Schwanz, sagt es mit jedem seiner wenigen Zentimeter in aufrechter Haltung: „Du, plumpler, langsamer Mensch, kannst mir sowieso gar nichts!“ und schwups ist es weg. Ich habe leider nur unscharfe Bilder im Winterkleid unten eingefügt, das Tierchen ist ein Knaller, aber einfach zu schnell. Allerdings habe ich immer gewisse Bedenken über seinen Aufenthalt im Garten. Denn während er die Mäuse gerne dezimieren darf, ist da ja aber auch noch der hier:
...unser Kaninchen mit Persönlichkeitsstörung...ROCKY!
Das ist hier der letzte unserer drei Hasen, genauer gesagt Zwergkaninchen. Und bevor ich jetzt Nachrichten erhalte, dass wir den unbedingt wieder vergemeinschaften müssten, die Antwort: Nein, er will das nicht! Wir haben ihn von einem typischen, fiesen Züchter gerettet, der zu uns sagte: Entweder ihr nemmet ihn jetzt oder er kommt halt weg, ich brauch´ den Käfigplatz nägscht´ Woch´ und für die Zucht ischer eh ned schee g´nug“. Ich nahm den Hase für 20 Euro und rannte. Der kleine Kerl hat nie andere Kaninchen gesehen, wurde schon ganz klein separiert und hat daher kein Sozialverhalten. In diese Abgründe der Hobby-Tierzucht schaute ich durch puren Zufall. Unsere Tierärztin wusste, dass der Züchter "Überschuss" hatte und meinte zu mir: "Schau doch, ob Du einen retten kannst." Sollte das strenger reglementiert werden? UNBEDINGT. Auch wenn es natürlich deutlich dringlichere Probleme auf unserer Welt gibt. Aber Gesellschaften zeichnen sich ja insbeseonre dadurch aus, wie sie mit den Schwächsten umgehen...
Ich schwanke noch immer, ob Rocky sich für einen Hund oder einen Menschen hält, definitiv nicht für einen Hasen. Er war als Vergesellschaftung für unsere Hasendame gedacht, nachdem ihre Schwester mit 7 Jahren leider an Kollik gestorben war. Um es kurz zu machen, es war ein einziges Gezanke und Gebeiße. Die beiden konnten nicht miteinander. Trotzdem wussten sie beide, dass sie nicht alleine waren. Die Lady wohnte oben, er, der kleine Rabauke unten, in einem Stall mit 250cm Länge. Wenn ich oben das Törchen öffnete guckte sie auf ihn runter mit einem Blick der sagte „Ihhh, da ist DER wieder…“ Es war Comedy. Unsere hübsche Hasendame wurde trotzdem noch stolze 11 Jahre alt, obwohl sie ihre Schwester zuerst so sehr vermisste. Es ist rührend zu sehen, wie viel Empfindung selbst so kleine Tiere haben. Und nun bewohnt die Rocky-Knalltüte den ganzen Stall alleine. Ich rede täglich mehrmals mit ihm und seine Vorstellung von MEINEM Tagesablauf ist: Streichel mich! Oder bring mir wenigstens eine Karotte. Überflüssig zu sagen, dass das natürlich eigentlich der Hase meiner Kinder ist... Wenn mich einer wirklich liebt, dann dieser Hase, der häufig durch den ganzen Garten spaziert und sich dann auch gerne mal auf meine Füße legt… das ist dann wirklich Gartenidylle. Entschleunigt das? Total!
Blogartikel #17 "Meine kleine Gartengeschichte - vom Minimalismus-Konzept zum Pollinator-Funpark", erstveröffenlicht am 23.06.2025
Und was magst Du am liebsten an Deinem Garten oder Deinem Balkon?
Dein Kommentar:
Kommentar
von
Sadhana Kraus, Gartenplanerin:
Pollinator! Was für ein cooler Begriff! Freut mich sehr, dass ich bei dir etwas Neues gelernt habe. Vielen Dank für deinen Blogartikel. Liebe Grüße, Sadhana
Web:
flowerpowergarten.de
Blogparade: Gartengeschichten
Antwort:
Vielen Dank, für Dein Feedback, liebe Sadhana und für deine schöne Blogparade, viele Grüße, Heike